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Die besondere Seite aus dem Ruhrgebiet

copyright Rolf Opalka

7. Januar 2011 Diese Seite drucken
Schuld
Es kommt wie es kommen muss

Meine Frau lässt sich von mir scheiden.
Das hat sie mir gestern angekündigt.
Schuld sei ich.
Natürlich!
Wer sonst!
Schuld bin immer ich!
Ich habe vergessen, die Tür des Gefrierschranks zu schließen, als wir letztes Jahr in Urlaub fuhren und ich bin dafür verantwortlich, dass beim letzten großen Regen, als sie zur Kur war, der Schlafzimmerteppich vollkommen versaut wurde. Ganz zu schweigen davon, dass der Hauswirt uns die Kündigung androhte, weil die Miete angeblich nicht rechtzeitig überwiesen wurde. Nicht zu vergessen, dass meine angebliche Schusseligkeit angeblich dazu führte, dass wir nicht rechtzeitig zur Hochzeit ihrer Schwester kamen und bei einer anderen Gelegenheit die Taufe ihres Patenkindes verpassten.
Um nur einige Vorwürfe und Anschuldigungen aufzuzählen.
Ich weise jedoch alle Schuld von mir, weit von mir, ganz weit!
Ich erinnere mich noch gut daran, es war lange bevor wir verheiratet waren, da verbrachten wir ein gemeinsames Wochenende, als meine Eltern in Urlaub waren. Sie amüsierte sich köstlich und feuerte mich immer wieder an, wenn ich aus den unmöglichsten Stellungen die Kühlschranktür mit dem Fuß hinter mir zuwarf, nachdem ich die nächste Flasche Wein geholt hatte. Diese Technik hatte ich im Laufe unserer Ehe perfektioniert, das ging inzwischen im Dunkeln und nur mit der Berührung des großen Zehs. Und was damals recht war kann heute nicht Unrecht sein.
Im Grunde hatte ich noch Hoffnung, meine Frau zur Einsicht zu bringen und zur Umkehr zu bewegen.
Ich schlich mich auf Socken ins Schlafzimmer. Natürlich, ich hatte es gewusst. Nicht meine Lebensart war der Auslöser für Ihre Ankündigung! Es war der Nachbar! Als könnte er kein Wässerchen trüben lag er an meiner Stelle im Bett! Das ich das nicht schon eher gemerkt habe. Da fördert meine Frau, diese Schlange, mein Verhalten, lobt mich jahrelang dafür, himmelt mich dafür geradezu an, nur um es mir später als Grund für ihre Untreue an den Kopf zu werfen.
Damit sollte Schluss sein.
Endgültig!
Ein für alle Mal.
Und auch der Nachbar sollte sein Fett weg kriegen!
Ich nahm den Kleiderständer und schlug zu, erst auf ihn, dann auf sie.
Immer wieder.
Links, rechts. Ausholen, zuschlagen.
Links, rechts.
Da half kein Schreien, kein Wimmern, kein Flehen!
Strafe muss sein. Wo kam eigentlich der Kleiderständer her?
Den hatte sie wohl neu gekauft, wieder ohne mir was zu sagen.
Als meine Frau dann plötzlich hinter mir stand, mit der Polizei, war ich einigermaßen verwirrt.
Nein! Soviel hatte ich nicht getrunken!
Und so schusselig war ich doch nicht, dass ich die Haustür nicht hinter mir zugezogen hätte.
Aber ich erinnerte mich später daran, dass das meiner Nachbarin schon einige Male passiert war.

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